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In der Renaissance ermöglichten die sinnlichen Darstellungen mehr und mehr Menschen einen direkteren Zugang zur 'arkadischen Idee vom irdischen Paradies'. Das 'Arkadische Motiv' entwickelt sich zunehmend von einer lateinisch-esoterischen, dichterisch-gedanklichen und symbolischen Ebene in zweidimensionale Illusionen. Es entstehen scheinbar dreidimensionale 'Traum- und Paradieslandschaften'. Die gemalten Bilder enthalten zwar noch Symbole, sind aber auch direkt-sinnlich zugänglich. Die Harmonie des friedlichen Landlebens leuchtet jedem ein und lässt viele Menschen nicht unberührt.
In der Renaissance erlangte die Kunst einen neuen, selbständigeren Stellenwert. Wie auch die Philosophie, überwand sie die bisher nur dienende Rolle, eine 'Magd der Theologie' zu sein, in der sie nur die theologischen Doktrinen interpretieren, die Bibel illustrieren und religiöse Tempel schmücken durfte - sondern nun gewann sie eine neue, erweiterte und eigenständige Aufgabe: die Erzeugung illusionärer Scheinwelten.
Am Beginn des 16. Jahrhunderts ist das arkadische Motiv aus der sprachlich-literarischen Dimension in die zweidimensional-optische Ebene der Malerei eingedrungen. Während bis dahin die gemalten Landschaften lediglich als Kulissen dienten, wurden sie bei Malern wie Giorgione, Tizian und Campagnola zum Hauptgegenstand der Komposition. Sie malten oft nicht naturgetreu, sondern haben ihre gemalten arkadischen Landschaften idealisiert und geistig überhöht - oft fanden sich im Vordergrund Nymphen, Satyren, Schäfer oder auch Philosophen.
Die drei Philosophen (Giorgione um 1508)
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Auf den Bildern wurde Arkadien oftmals durch antike Ruinen symbolisiert, die auf eine vergangene heroische Zeit deuteten. Claude Lorrain (1600 bis 1682) führte die 'arkadische Landschaft' zur klassischen Vollendung:
Die Verstossung der Hagar (Claude Lorrain 1668).
Ascanius erlegt den Hirsch der Silvia (Claude Lorrain 1682).
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Vor allem in Spanien, Frankreich und England entstand die Gestalt des schwermütig irrenden Ritters. Die nostalgische Beschwörung des Rittertums und die Motive des Schäferromans verbanden sich zu weniger naiven und mehr elegisch-reflexiven arkadischen Träumen.
Am Anfang des 17. Jahrhunderts schrieb der italienische Maler: Giovanni Francesco Guercino (1591 bis 1666) unter einen am Boden liegenden Totenschädel den Satz: "Et in arcadia ego" ("Auch ich war in Arkadien"; dieser Satz wurde zum geflügelten Wort - korrekter übersetzt wäre: "Selbst in Arkadien gibt es mich"). Guercino meinte damit, dass der Tod auch zum arkadischen Paradies dazugehört. Die beiden den Totenschädel betrachtenden Hirtenknaben werden an die Realität ihrer eigenen Vergänglichkeit und der Vergänglichkeit allen Seins erinnert.
Ich sterb`, ich weiß nicht, wann.
Ich sterb`, ich weiß nicht, wann.
In dem Bild von Giovanni Francesco Guercino steht die Inschrift "Et in arcadia ego" (rechts unten an der Steinplatte) für die Vergänglichkeit von allem.
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Die Inschrift "Et in arcadia ego" findet sich etwas später in zwei Gemälden des französischen Malers des Barock-Klassizismus: Nicolas Poussin (1594 bis 1665). Das erste Bild (um 1630) zeigt drei Hirten und eine Schäferin, die bestürzt und aufgewühlt die Inschrift auf einem steinernen Sarkophag betrachten.
'Et in arcadia ego' - Nicolas Poussin - (um 1630)
Etwa 15 Jahre später malte Poussin fast die gleiche Szenerie nochmals. Die drei Hirten und die Schäferin wirken jetzt jedoch weniger bestürzt und aufgewühlt, mehr schwermütig und kontemplativ. Die Szenerie strahlt eher eine heitere Ruhe aus. Aus der Erinnerung an die Vergänglichkeit und den Tod ist eine sanfte Elegie geworden.
Nicolas Poussin: "et in arcadia ego" (um 1645)
Dieses zweite Bild deutet auf den Triumpf des barocken Lebensgefühls. In der spätbarocken Epoche der 'Empfindsamkeit' wurde dieses elegische Motiv zu einer oft zitierten Figuration, die zwischen 1765 und 1780 in zahlreichen Stichen wiedererstand.
Der Sommer (Jahreszeiten) - Nicolas Poussin (1664).
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Die schwermütig-gebrochene Sehnsucht nach Arkadien wurde später oftmals in antiken Ruinendarstellungen symbolisiert. Das ursprünglich poetisch-literarische arkadische Motiv wird immer mehr sinnlich wahrnehmbar und wird immer mehr "verdinglicht".
Fiktive Ansicht der Gallery des Louvre als Ruine, Salon 1796
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