Kulturhistorische und philosophische Hintergründe des arkadischen Paradiestraumes. Von der Bukolik (Dichtung über das Hirtenleben) zu Vergils poetischer Idealisierung. In der Renaissance beginnt die Malerei ideal-harmonischer Welten. Dreidimensionale Realisierungen idealer Kunstlandschaften. Philosophische Dualismen: Erscheinung und Hintergrund, Traum und Wirklichkeit. Die Sinnkrise der Moderne. Philosophie als strenge Wissenschaft. Die Verwirklichung der Philosophie, der Freiheit, der Harmonie.

4.) Die dreidimensionale Realisierung der idealen Landschaft.

Zurück zum Anfang.




In den begehbaren malerischen Landschaftskompositionen wird die arkadische Idee (für Alle) unmittelbar, direkt sinnlich-emotional erfahrbar. Von der zweidimensionalen bildnerischen Illusion zur begehbaren dreidimensionalen Landschaftskomposition. Die komponierte und realisierte wirkliche Parklandschaft kann, wie die ursprüngliche Natur, ganz konkret, ganz direkt erfahren und erlebt werden. Hier lässt es sich gut von einer weniger entfremdeten 'arkadisch-harmonischen' Idealwelt träumen.


Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts erinnerten die künstlich angelegten Landschaften noch nicht an die gemalten arkadischen Landschaften - vielmehr wurde die Natur nach geometrischen und symmetrischen Gesichtspunkten, im 'französischen Stil', umgestaltet. Das Ideal war die der Vernunft unterworfene Natur.

In der Renaissance, im Barock und im Rokoko ging die hauptsächliche Symmetrie-Achse, um die sich alles spiegelte, vom Schloss aus, beziehungsweise auf das Schloss zu. Somit drückten diese Gärten in einer als vernünftig angesehenen und rigiden Ordnung den 'Absolutismus' aus. Alles wurde diesem 'Einen' allumfassenden Absoluten unterworfen, neben ihm hatte kein Einzelnes, kein Individuum, kein Baum, kein Strauch, keine Blume, keine Wiese, nichts und Niemand das Recht auf individuelle Entfaltung.



Ursprünglich war der Schwetzinger Schlossgarten (zwischen Heidelberg und Mannheim) im französischen Stil als rein geometrische Anlage geplant.






Es ist kein Zufall, dass gerade in England das 'Arkadische Motiv' aus der 'Zweidimensionalität' des Gemäldes in die 'Dreidimensionalität' des Gartens transformiert wurde.


Der englische Philosoph John Locke (1632 bis 1704), der Begründer des 'Sensualismus', wies die scholastische Lehre von den durch unmittelbare göttliche Inspiration in der Geburt angelegten Ideen zurück: die Seele sei zunächst wie eine 'tabula rasa' (ein leeres Blatt: unausgefüllt) und erst unter dem prägenden Einfluss der Aussenwelt füllt sich die Seele nach und nach mit Inhalten. Die göttliche Inspiration der Seele findet nicht mehr direkt statt, sondern könnte lediglich über die Wahrnehmung der göttlich kreierten Natur zustandekommen. Damit drückt Locke den Zeitgeist seiner Epoche aus. Der englische Pantheismus ist weniger als der kontinentale Pantheismus jener Zeit zwischen Sein (Aussenwelt) und Bewusstsein (Innenwelt) gespalten, sondern weist gerade auf das harmonische Verhältnis des Äusseren und des Inneren.

In einer derartigen Perspektivität kann dann selbst das 'Übel' noch als ein Teil eines insgesamt guten Gesamtzusammenhanges erscheinen. In seinem 1733 veröffentlichten 'Essay on man' drückte Alexander Pope (1688 bis 1744) diese Sichtweise sehr prägnant aus:

Alle Natur ist doch nur Kunst, die du nicht wahrnimmst,
Ein jeder Zufall doch nur Richtung, die du nicht verfolgst;
Ein jeder Zwieklang unerhörte Harmonie;
Und alles kleine Übel nur ein großes Gutes,
Und allem Stolz zum Trotz, zum Trotz auch irrender Vernunft,
nur eine Wahrheit gilt: Was ist hat seine Richtigkeit.

Diese Position ist im Grunde nur eine Verteidigungsrede für das Bestehende. Ähnliches wiederholt sich in der 'liberalen Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie'. Diese harmonisierende Aufhebung aller Widersprüche und allen Übels wird bei Adam Smith (1723 bis 1790) zum Dogma der 'unsichtbaren Hand':

Wenn jedes Individuum, im Rahmen seiner ethischen Gefühle, nach seinem eigenen höchsten Glücke strebt, so werde durch das Wirken der 'unsichtbaren Hand' dadurch auch das allgemeine, gesellschaftliche Glück maximiert. Wenn jeder individuell (im Rahmen gewisser Regeln) nach seinem grössten Nutzen strebt, so ergibt dies durch den Automatismus der 'unsichtbaren Hand' zugleich den grösstmöglichen Nutzen für die Gesamtgesellschaft.

Dieses 'Dogma' einer 'unsichtbaren Hand' ist weder (auf eine seriöse oder wissenschaftliche Weise) logisch, noch philosophisch, noch ökonomisch, noch empirisch durch irgendeine historische Praxis und schon garnicht ökologisch begründbar. Trotzdem bildet es seit Adam Smith nicht nur das Kernstück der 'liberalen Wirtschaftstheorie', sondern bis heute auch das Kernstück der 'neo-liberalen Wirtschaftstheorie' beziehungsweise des sogenannten 'Neo-Liberalismus' und dient nur dazu, die sogenannte 'Marktwirtschaft', also das globaliserte kapitalistische Wirtschaftssystem, als quasi naturgegebene und einzige erfolgreiche, notwendige und daher unabänderbare Realität zu begründen und zu rechtfertigen. Um die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu überleben, sollten wir endlich zu einer selbstkritischen und kritischen, rationalen Diskussion übergehen und die antiquierten Parolen des 'Kalten Krieges' überwinden.

In England entwickelte sich früher als auf dem europäischen Kontinent aus der zentralistischen feudal-absolutistischen Ordnung und der einfachen Warenproduktion die plurale bürgerliche Gesellschaft und die moderne dezentrale kapitalistische Produktionsweise.


Im Rahmen dieser bürgerlich-kapitalistischen Pluralisierung und Dezentralisierung und im Kontext des Empirismus und Sensualismus entstehen am Anfang des 18. Jahrhunderts die 'Englischen Gärten'. Die zentralistisch, geometrisch und symmetrisch angeordneten barocken Gärten wollten noch mit Symbolen seelisch reinigen. Damit geht der Barockgarten von einer vormaligen Existenz der symbolisierten Ideen aus. Für die englischen Sensualisten jedoch gibt es keine vormalige Existenz der Ideen, erst unter dem Einfluss der Aussenwelt erfüllt sich die Seele nach und nach mit Inhalten. Umso perfekter die jeweils prägende Aussenwelt gestaltet ist, desto perfekter sind auch die der Seele durch diese Aussenwelt vermittelten Ideen. Somit muss auch 'Arkadien' nicht mehr nur in literarischer oder malerischer Symbolik, sondern als reale prägende Aussenwelt, rein sinnlich erfahrbar, gestaltet werden.

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts werden in England die vormals geometrischen Gärten in freie, unregelmässige Ideal-Landschaften verwandelt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreitete sich der 'Englische Garten' zunehmend auch auf dem europäischen Kontinent.

In der Frühen Periode enthielten die Englischen Gärten neben den Landschaftskompositionen auch harmonisch integrierte landwirtschaftliche Elemente. Die Einheit aus Ästhetik und Nützlichkeit, aus Musse und Arbeit, symbolisierte das Modell einer harmonisierten Gesellschaft.

In der klassischen Periode des Englischen Gartens werden die symbolischen Elemente immer weiter reduziert. Die unregelmässigen Schlängelpfade, Wiesen, Teiche und die scheinbar natürlich komponierten Baumgruppen sollen nicht symbolisch-gedanklich, sondern direkt-sinnlich auf die Seele einwirken. Architektonische Elemente werden nur marginal eingesetzt. Geometrisch ist nur noch die palladianische Villa, die sich am klassizistischen Baustil des Architekten Andrea Palladio (1508 bis 1580) aus Venetien in Oberitalien und seiner Nachfolger orientiert.

Die von Andrea Palladio entworfene Villa 'La Rotonda' bei Vicenza.




In der späten Periode werden die Gärten wild-romantisch gestaltet und es werden wieder mehr architektonische Elemente eingefügt.

Beispielhaft für die spät-klassische Periode ist der von dem englischen Bankier: Henry Hoare (1705 bis 1785) ab 1741 angelegte 'Park von Stourhead'. Im Mittelpunkt liegt ein künstlicher See und zahlreiche architektonische Elemente, wie kleine Tempel und Brücken, bereichern das Ambiente der sanft geschwungenen Landschaft.



Im Park von Stourhead.


Teich und Schloss im 'Park von Stowe' in Südengland.


Teich und Brücke im 'Park von Stowe'.


Pfaueninsel - gemäldeartige Landschaftskomposition mit Blick auf die Havel und in der Ferne auf das gegenüberliegende Ufer.


Pfaueninsel - Phantasie-Schloss im leichten Ruinen-Stil mit Fernblick über eine idyllische Wiese.


Wild - romantische Idylle.






 

 5.) Versuch einer Skizze zur augenfälligen, vordergründigen Erscheiningswelt und ihre Hintergründe.

Erscheinung und Hintergrund. Versuch einer skizzenhaften Einleitung zu einigen philosophischen Dualismen (Zweiheits-Lehren, Doppelschichtigkeiten): vordergrün- dige Erscheinungswelt und ihr Hintergrund, sinnliche Dinge und Ideenwelt, Erscheinung und Wesen, Leib und Seele, Materie und Geist, Anschauung und Verstand, aus der Erfahrung gewonnene (aposteriorische) und vor der Erfahrung liegende (apriorische) Erkenntnisse, Objekt und Subjekt, Sollen und Sein, Traum und Wirklichkeit usw.
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Schon die aus den sizilisch-griechischen 'Hirtengesängen' entwickelte, im Hellenismus zur literarischen Gattung idealisierte 'Bukolik' changierte zwischen Drama und Epos. Bereits in ihren Anfängen war sie durch die Spannung zwischen ihrem gesanglich, heroisch-idealiserenden Versmaß und der Beschreibung alltäglicher Szenarien einfacher, unheroischer Menschenleben gekennzeichnet.

Vergil wusste natürlich ganz genau, dass seine Beschreibung eines mit der Natur und unter den Menschen harmonisierten Lebens in Arkadien eine rein symbolisch-poetische Idealisierung war, die nicht viel mit den wirklichen arkadischen Gegebenheiten zu tun hatte.

Die in der Renaissance einsetzende Malerei der ländlich-harmonischen Ideal-Welten war gegenüber den wirklichen feudalistischen Zuständen ebensosehr illusionär wie die späteren punktuellen Realisierungen idealer Kunstlandschaften.

Es ging also immer (und dies war den jeweiligen Initiatoren meist volllends bewusst) nur um 'Träume von harmonischen Paradieslandschaften', um Modelle, die nirgendwo in der Breite wirklich existierten - um Utopien. Deshalb steckt im arkadischen Traum von der Harmonie eine meist bewusste Illusionierung - ein ewiges menschliches Sehnen nach wahrhaften Auflösungen der real erkannten Lebenswidersprüche. Der arkadische Traum vom paradiesischen Leben war - für fast alle - immer nur ein herbeigesehnter Schein gegenüber dem real erfahrenen lebensweltlichen Sein.

Deshalb hängt diese Thematik äusserst eng mit der philosophischen Problematik einer Spannung aus 'Schein' und 'Sein,' vordergründiger Erscheinung und hintergründigen Wirklichkeitsebenen, Traum und Wirklichkeit zusammen.
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Wilhelm Busch
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Schein und Sein.

Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.

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Ich komme, ich weiß nicht, woher.
Ich bin, ich weiß nicht, wer.
Ich sterb`, ich weiß nicht, wann.
Ich geh`, ich weiß nicht, wohin.
Mich wundert`s, dass ich so fröhlich bin.

(Mittelalterlicher Vers)
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Höhlenmalerei aus Altamira (zwischen 16 000 v. Chr. bis 11 000 v. Chr.

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Der 1908 in Brüssel geborene Ethnologe Claude Lévi-Strauss beschrieb in seinem Buch: "Das wilde Denken" (La pensée sauvage) eine archaisch, magische Weltsicht, welche alle Wesen, Dinge, Erscheinungen oder Phänomene durch einen allumfassenden Gesamtzusammenhang miteinander vereinigt.

Diese Weltsicht verläuft in vielen hochkomplexen Bildern, in einer vielschichtigen Einbildungskraft.

Die magische Weltsicht beruht zugleich auf einer äusserst präzisen und detailreichen sinnlichen Wahrnehmung, die in vielen Bereichen ganz viele Arten beobachtet und systematisiert - als eine 'Wissenschaft des Konkreten'.

Durch seine umfangreichen ethnologischen Forschungen war Claude Lévi-Strausss zu der Überzeugung gelangt, die archaischen Gesellschaften seien einigen wesentlichen westlichen Auffassungen weit überlegen, dass sie die harmonische Verwobenheit mit der Natur viel stärker empfänden. Sie lassen dieses ganzheitliche Bewusstsein in ihr Denken, Erleben und Handeln täglich einfliessen.

Die archaischen Gesellschaften lebten nicht nur von einem Tag auf den anderen - in den Einzelheiten des Alltags vollständig befangen - sondern in umfassenden geistigen Zusammenhängen.

„Die Menschen haben nie, auch nicht die sogenannten Primitiven, so gelebt, daß sie sich ausschließlich um ihre Bedürfnisse gekümmert haben. Sie lebten ’geistig’: mythologisch, religiös, künstlerisch - wie auch immer. Und die Philosophie ist dann hinsichtlich ihrer Sache verständlich, wenn es zu zeigen gelingt, was es Neues gibt, wenn diese Gestalt des Geistes historisch hervortritt. Wenn man es analysiert, dann ist es nicht bloß eine Beschreibung der Entstehung der Philosophie. Es ist eine Theorie der Philosophie in dem Sinne, daß man sich absetzt von den 'Ursprungsphilosophien' und es ist eine Theorie deshalb, weil man sagen muß, wie sich die Philosophie von den anderen Formen des Geistes in der Auffassung der Wirklichkeit insgesamt, des höchsten Wirklichen oder der Wirklichkeit als solcher unterscheidet.“ (Prucha, Milan, Vorlesung: Dialektik und die Sache der Philosophie, FUB, WS 2000/2001)

'Ursprungsphilosophie' heisst: etwas wird als das Erste, das Absolute angesehen, dem gegenüber alles andere sekundär, abgeleitet, im Grunde nichtig ist - also kein wirklich eigenständig Anderes, welches jenseits seiner Unterordnung unter jenes absolut Erste keine wirkliche Bedeutung hätte.



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Bei Zarathustra (wahrscheinlich um 630 v. Chr.) war das Erste, das Absolute noch ein 'Kampf zwischen Gut und Böse', später bei Thales (um 600 v. Chr.) war der eine Usprung bereits etwas, dass er als für die Welt und das Leben entscheidendes Grundelement angesehen hatte: das 'Wasser'. Anaximenes sah die 'Luft' als den alles durchflutenden ursprünglichen Hauch. Anaximandros das 'Apeiron' (das hintergründige Unbegrenzte, Unendliche, aus dem alles entsteht und in das alles vergeht). Platon die 'Ideenwelt', Aristoteles den 'ersten unbewegten Beweger'?

Später war es (bis hin zu Descartes und Spinoza etc.): 'Gott'.

Auch die Geometrie, die Mathematik, die Logik und die Physik galten als Ursprünge.

Schließlich ist es in der neuzeitlichen Philosophie das 'Subjekt', dann bei Hegel (im 'Absoluten Idealismus') das eine allumfassende, sich selbst als Natur frei aus sich entlassende 'Absolute Subjekt'.

Im linkshegelianischen Anschluss der 'Klassenkampf als Grundprinzip der Geschichte', dann das 'geschichtliche Bewegungsgesetz aus 'Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen', später der 'Kampf um die Macht', die 'Differenz der Rassen, Religionen und Kulturkreise', schliesslich die 'Sprache' oder die 'formale Logik' als philosophische Grundprinzipien. In der Psychoanalyse z. B. die 'Libido' als wesentlicher Anfang menschlichen Strebens oder in der Individualpsychologie das 'Geltungsstreben' als Überwindungsversuch von Minderwertigkeitsgefühlen.

Und immer wieder der 'Unterschied von Mann und Frau'.

Heutzutage zumeist der 'Markt'. Da er nicht wirklich ein 'freier Markt gerechten Tausches' ist, müsste er wissenschaftlich-präzise als 'Kapitalismus' bezeichnet werden, das angeblich (aus den Ursprüngen natürlich gewachsene) 'Natur- und Endprinzip der Geschichte' usw. usw. usf.

Immer und überall wird ein erster Ursprung als das Erste definiert - in fast allen Wissenschaften und Philosophien - bis heute. Hier erreicht die Philosophie eben noch lange nicht ihr konsequent Neues: die Überwindung des Einen Ursprungs.

Die Fähigkeit, sich über das Einzelne und Partikuläre zu erheben und in breiteren Horizonten, in Gesamtzusammenhängen zu leben und zu denken, ist die eigentliche geistige Potenz des Menschen, deren Vorformen jedoch schon sehr weit in die Menschheitsgeschichte zurückreichen.


„Geistig ist eine menschliche Wirklichkeitsauffassung, die nicht bloß partikuläre Aspekte der menschlichen Existenz in Betracht zieht, etwa Bedürfnisse, Interessen, Machtverhältnisse etc. Als eine geistige muss die menschliche Existenz nicht alles das beiseite lassen, darf aber nicht in die Gefangenschaft der Partikularität geraten. ... Obwohl die geistigen Orientierungen in ihren konkreten Formen einen repressiven Inhalt oder eine repressive Funktion gewinnen können, lässt sich die grundsätzliche Verbindung des Geistes mit der Freiheit kaum leugnen: sich über die Partikularität der Lebensbedingungen zu erheben, und sich allen zu stellen und von diesem Standpunkt das Partikuläre zu behandeln, das ist eine conditio sine qua non der Freiheit.“ (Prucha, Milan, Vorlesung: Dialektik und die Sache der Philosophie, FUB, WS 2000/2001)

Somit sind die Riten, Mythen, Religionen, Künste, Musik- und Tanzformen einerseits bereits Gestaltungen des menschlichen Geistes. In ihnen drücken sich Gesamtansichten des Menschen, des Lebens und der Welt aus: Gesamt- und Grundorientierungen. Wie wird das, was ist, das Sein, die Wirklichkeit insgesamt betrachtet und behandelt?

In den Erfahrungen der archaischen Gesellschaften, in den Mythen und Religionen sind unendlich viele tiefe menschlich-existentielle Erfahrungen enthalten, die von unermesslichen Bedeutungen sind und aus denen wir künftig weiterhin viel lernen können und müssen - dennoch ist es für unser Leben und Überleben heute äusserst wichtig, dass wir ihre einseitigen Beschränkungen, ihre Verabsolutierungen, präzise selbstkritisch und kritisch überwinden.

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Die in der griechischen Antike beschleunigt einsetzenden Philosophien und Wissenschaften versuchen (anfangs noch zaghaft: in den Fährten der Mythen und Religionen) und später immer massiver und eigenständiger, diese frühen geistigen Horizonte zu verbreitern und weiterzuentwickeln.

In den Mythen und Religionen waren die Grunderfahrungen oftmals noch 'zufällig-okkasionell' geprägt: Einzelerlebnisse, Einzelerfahrungen, Einzelerscheinungen, ein Tier, ein Baum, ein Berg, ein Ort, ein Ereignis, ein Prophet, eine mündlich oder schriftlich überlieferte Geschichte, ein Symbol oder eine ganz bestimmte Schrift wurden verabsolutiert: zu einem Ursprung, zur Gesamtursache, zum einen Anfang von allem oder zu dem Einen Urgrund 'zusammengebastelt'. Claude Lévi-Strauss prägte diesen Begriff und diese Betrachtungsweise als ein 'Basteln', ein Improvisieren mit den zufällig am Ort verfügbaren Bestandteilen.

So wird in den Mythen und Religionen mit den Ansichten und Erfahrungen, die ich jetzt zufällig zur Hand habe, improvisiert - und daraus 'bastele' ich dann meine Weltsicht. Aus meiner Weltauffassung folgen dann ganz bestimmte Menschenbilder und ganz bestimmte Handlungsformen.
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Der modernere 'Techniker' oder 'Wissenschaftler' dagegen organisiert systematisch die Bestandteile seines Produktes, indem er sie teilweise aus der Ferne herbeischafft.

Die Philosophie setzt mit dem Versuch einer 'Verbreiterung der Erfahrungshorizonte' ein. Die bisherigen 'zufällig-okkasionellen' Mythen und Religionen werden zunehmend systematisch hinterfragt.

Die Philosophie sucht dabei nach 'Werkzeugen' allgemeinerer Art, die fragende und suchende, offenere, vielfältigere und systematischere Erfahrungen der Wirklichkeit ermöglichen, und die Philosophie sucht undogmatisch, selbstkritisch und kritisch nach den wahren, wirklichen 'Gründen' und 'Hintergründen'. Was sind die Hintergründe und Ursachen der vordergründigen Erscheinungswelt? Was ist Schein und was ist Sein?

In den Anfängen der Philosophie fragte Thales (um 624 vor Christus) nach der 'Arche' (griechisch: Anfang, Urgrund, Grundgesetzlichkeit, Prinzip), nach dem einen Grund allen Seins und Geschehens. Thales hielt das Wasser, aus dem alles entstanden sei, für diesen einen Urgrund.

Anaximenes (um 585 vor Christus) sah die Luft als diesen unbegrenzten Urstoff, als die Arché an, aus der alles entsteht: zum Beispiel Gestein oder Wasser durch Verdichtung der Luft - und Feuer durch ihre Verdünnung.

Beide benennen nur (immer noch zufällig-okkasionell) den angeblichen Unter- und Hintergrund der vordergründigen Erscheinungswelt.
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Deshalb liegt der eigentliche Anfang der Philosophie eher bei Anaximander (um 610 bis 547 vor Chr.), "weil er nicht mehr bloß, wie vor ihm Thales, eine Arché bloß nennt, sondern in einen Gedanken entfaltet. Kennzeichnend für diesen Gedanken ist eine Doppelschichtigkeit, an der mehr oder weniger alle Dualismen unserer Tradition ausgerichtet blieben." (Theunissen, Michael, Dialektik der Endlichkeit, Hegel von Heraklit bis Derridá, in: Dialektik und Differenz, Festschrift für Milan Prucha, Herausgegeben von Anett Jubara und David Benseler, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2001, Seite 38)

Anaximander entwirft den Dualismus eines scheinhaften, sinnlichen 'Vordergrundes' und eines 'wesentlichen', den Vordergrund bestimmenden, 'Hintergrundes', er "hebt eine augenfällige, die Erscheinungswelt bildende und eine hintergründige Schicht gegeneinander ab. In den Hintergrund verlegt er das Apeiron, das Unbegrenzte, das die früheste Gestalt des 'Absoluten' ist." (ebenda)

Das 'Apeiron' (griechisch: "das Unendliche". "das Unbegrenzte") galt für Anaximander als der Anfang und Ursprung aller seienden Dinge, aus dem alles entsteht und in den alles wieder vergeht.

In der Folge intensivierte sich die fortwährende philosophische und politische Diskussion um die Realität und die Verhältnisse der jeweilig wahrgenommenen 'Vordergründe' und der jeweils angeblichen wesentlichen 'Hintergründe' von allem, was ist.

Durch die immer weiter fortschreitenden Entwicklungen der selbstkritischen und kritischen Philosophien, Wissenschaften und Technologien haben sich unsere Erfahrungshorizonte immens erweitert.

Das wichtigste Element der Philosophie ist das Wissen über das eigene Nichtwissen. Welche Wahrscheinlichkeitsgrade haben meine Erkenntnisse? Was ist relativ sicher durch Erfahrung abgesichert, was ist reine Spekulation oder Einbildung?

Über die Entstehung und Funktionsweise des Universums wissen wir weit mehr als unsere mythologisch und religiös orientierten Vorfahren. Auch über die menschliche Entwicklung und Geschichte sind wir weit besser orientiert. Wir haben heute eine viel günstigere Ausgangsbasis, denn wir können auf den 'Schultern vieler Giganten stehen'.

Aber schon unsere nahe Zukunft ist kaum kalkulierbar. Wir wissen nichteinmal das Allerwichtigste: wie kann die Weltgesellschaft die nächsten Jahre und Jahrzehnte überleben?

Angesichts des immensen Technikfortschrittes und des vorsintflutlichen (antediluvianischen) Politikrückschritts ist kaum sichtbar, wie die immer notwendiger werdende Verwirklichung der Harmonisierung zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen praktisch umsetzbar wäre. Was sollen wir tun?

Über den Urknall oder die Zukunft des Universums dagegen sind wir bestens informiert - auf unserer Erde dagegen ist es 'bestenfalls fünf vor zwölf'. Wir befinden uns am 'Scheideweg': die Lage ist äusserst schwierig - aber nicht absolut ausweglos. Die Erde könnte und müsste ein Paradies sein.

Lasst uns nach Arkadien gehen!

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…Ich komme, ich weiß nicht, woher.

Dank den Anfängen der Philosophien und Erfahrungswissenschaften in der Antike und ihren naturwissenschaftlichen Fortentwicklungen in der Neuzeit wissen wir heute weit mehr darüber, woher wir kommen - über die wirklichen zeitlichen und räumlichen Hintergründe unserer Existenz.

Inzwischen wissen wir mit ziemlicher Sicherheit, dass es vor etwa 13,7 Milliarden Jahren einen 'Anfang', einen 'Urknall' ('big bang') gegeben hat. Was davor war, werden wir möglicherweise niemals ermitteln können.

Die Grundfrage der Astronomie in den letzten 80 Jahren, ob die Expansion unseres Universums unendlich fortdauern wird (offenes Universum), ob die Expansion immer langsamer, aber dennoch einen asymptotischen Grenzzustand erreichen wird (ebenes Universum) oder ob sie irgendwann zum Stillstand kommt und (aufgrund der Gravitationskraft) wieder in eine Kontraktion übergeht (geschlossenes Universum) - diese Grundfrage wird wahrscheinlich mit den erweiterten Messmethoden der nächsten fünf Jahre beantwortbar werden.

In einer Kooperation der US-Amerikanischen National Aeronautics and Space Administration (NASA), der European Space Agency (ESA) und der Canadian Space Agency (CSA) soll voraussichtlich im Jahre 2014 das James Webb Space Telescope (JWST) gestartet werden. Das JWST wird eine hundertfach höhere Auflösung als das Hubble-Weltraumteleskop erreichen.

Es wird vorwiegend im Frequenzspektrum des infraroten Lichtes (Wärmestrahlung in einer Wellenlänge von 0,6 bis 28 Mikrometern) eingesetzt. Damit die Messungen nicht durch die Wärmestrahlung des Teleskops selbst extrem verfälscht werden, müssen die Messungen abgeschirmt vor den Wärmestrahlungen (insbesondere der Sonne, aber auch der Erde und des Erdmondes) bei unter –220 Grad Celsius durchgeführt werden. Das JWST wird über einen 12,2 Meter mal 19,8 Meter grossen Wärmeschutzschild verfügen. Um mit dem Schutzschild die Infrarotstörquelle der Erde abschirmen zu können, müssen das JWST und die beiden Himmelskörper auf einer Achse (hintereinander) liegen.

Dies kann erreicht werden, in dem das JWST am zweiten Lagrange-Punkt (L2) positioniert wird: von der Sonne aus gesehen 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde. An den fünf Lagrange-Punkten gleichen sich die gravitativen Felder der Sonne und der Erde und die Zentrifugalkraft des Orbiters so aus, dass eine stabile Umlaufbahn entsteht und die Position zur Sonne und zur Erde stets gleich bleibt.

So befindet sich das Teleskop im Sonnenschatten der Erde und damit können die für die Messinstrumente notwendigen Temperaturen partiell ohne aktive Kühlung gehalten werden. Jedoch ist dieser Orbit (aufgrund des Mondes), im Gegensatz zur Definition der Lagrange-Punkte, nicht völlig stabil und muss daher von Zeit zu Zeit durch den Einsatz von Raketentriebwerken korrigiert werden. Für diese Korrekturen reicht der Treibstoff des JWST etwa 10 Jahre lang aus.
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Es sieht augenblicklich (für die Astronomen sehr überraschend) so aus, als verlangsamte sich die Expansionsgeschwindigkeit des Universums nicht, wie wir es 80 Jahre lang vermuteten, sondern als beschleunigte sich diese, aufgrund einer uns unbekannten 'dunklen Energie'. Wenn sich die Expansionsgeschwindigkeit stetig erhöhte, dann expandierte das Universum immer weiter. Bei unveränderter stetiger Beschleunigung müsste es dann irgendwann zum Zerreissen aller Materie ('big rupture') kommen.
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Vom 3. September 2003 bis zum 16. Januar 2004 hat das Hubble-Weltraumtelesekop in 400 Erdumkreisungen mit zwei Kameras, der "Advanced Camera for Surveys" (ACS) und dem „Near Infrared Camera and Multi-Object Spectrometer“ (NICMOS), in einer Gesamtbelichtungszeit von mehr als einer Million Sekunden (15,8 Tage) das tiefste Bild des Universums, welches jemals im Bereich des sichtbaren Lichts aufgenommen wurde, erstellt. Das Hubble Ultra Deep Field (HUDF) ist ein Bild einer kleinen Himmelsregion (von der Erde aus gesehen etwa ein Zehntel des Monddurchmessers südwestlich des Sternbildes Orion.
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Auch wenn uns die Erde riesig erscheint, ist sie in der Tat wie ein atomar kleines 'Schiffchen' im fast unendlich grossen Universum.

Der Mond ist etwa 384 000 km von der Erde entfernt. Weiter ist bisher kein Mensch gekommen. Die Sonne ist fast 400 mal so weit (etwa 150 Millionen km) von der Erde entfernt.

Um den fast unendlichen Hintergrund unserer Erscheinungswelt zu reflektieren und die unvorstellbaren Grössenverhältnisse des Universums etwas zu veranschaulichen, wollen wir kurz zwei Modelle betrachten:

1.) Wenn wir das Weltall um den Faktor 1 zu 100 Millionen verkleinern, dann hat die Erde nicht mehr am Äquator einen Durchmesser von 12 756 km und an der Erdachse 43 km weniger - also 12 713 km - sondern nur noch die Grösse einer Pampelmuse von 12,7 cm.

Der Mond kreiste in 3,84 Metern Entfernung als Tischtennisball um die Erde und die Sonne wäre eine Kugel von 14 Metern Durchmesser - 1,5 km von der Erde entfernt. Dann läge in diesem Modell (also auf ein hundertmillionstel verkleinert) der nächstgelegene Fixstern (Proxima Centauri - reale Entfernung = 4,3 Lichtjahre = 40 * 10^12 = 40 Billionen Kilometer) etwa an der Mondumlaufbahn in 400 000 km Entfernung.

Das Zentrum unserer Galaxie ist etwa 26 000 Lichtjahre (247 Billiarden km) von der Erde entfernt. In unserem Modell (auf ein hundertmillionstel verkleinert) läge dann das Zentrum der Galaxie in 2,5 Milliarden km Entfernung - also kurz vor der Umlaufbahn des Uranus. Diese Entfernung ist für uns bereits nicht mehr anschaulich.

Deshalb, um uns die wirklichen Grössenverhältnisse des Universums zu veranschaulichen, kreieren wir ein zweites Modell:

2.) Wir verkleinern unser Modell von 1 zu 100 000 000 nochmals um den Faktor 1 zu 100 000 000 - also wir verkleinern das Weltall auf ein zehnbilliardstel. Dann schrumpften die 150 Millionen km bis zur Sonne auf 1,5 hundertstel Millimeter, der äusserste Planet Pluto (real etwa 7,4 Milliarden km entfernt) läge in diesem zweiten Modell 0,7 Millimeter von der Sonne entfernt.

Proxima Centauri hätte dann die überschaubare Entfernung von nur etwa 4 Metern und das Milchstrassenzentrum wäre 25 km entfernt. Unsere 2,2 Millionen Lichtjahre entfernte Nachbargalaxie, der Andromedanebel, wäre in unserem zweiten Modell (Verkleinerung auf ein zehnbilliardstel) immerhin schon 2000 km entfernt. Der entfernteste Quasar (Quasi-stellare Objekte), den wir mit dem Hubble-Teleskop beobachtet haben, ist real etwa 12,9 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt, und er zeigt die ungefähre Grössenordnung der Ausdehnung unseres Universums.

In unserem zweiten Modell (1 zu 10 Billiarden Verkleinerung), wenn die Sonne nur 1,5 hundertstel Millimeter von uns entfernt wäre, dann läge dieser Quasar immernoch etwa 12 Millionen Kilometer von uns entfernt!

Nun beginnt auch dieses zweite Modell seine Anschaulichkeit zu verlieren, da wir uns 12 Millionen Kilometer auch nicht mehr gut vorstellen könnten. Wir müssten die Erde 300 mal umrunden, um diese Entfernung zurückzulegen. Aber wie gesagt in der Realität ist unser Universum mehr als zehn Billiarden mal grösser:

Im Verhältnis zum Universum ist unsere Erde wirklich nur ein atomar kleines 'Schiffchen' - ein Diamant innerhalb einer riesigen grösstenteils unwirtlichen Leere.

Der LHC (Large Hadron Collider) bei Genf (die grösste Maschine der Welt, ein in hundert Metern Tiefe gelegener Teilchenbeschleuniger, der Protonen auf 99,9999991 Prozent der Lichtgeschwindigkeit von 299 792 458 Metern pro Sekunde beschleunigt und frontal aufeinander prallen lässt) und das JWST (James Web Space Telescope, welches in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde eine hundert mal grössere Auflösung haben wird, als das Hubble-Teleskop) werden in den nächsten fünf Jahren unsere Messmethoden intensiv erweitern.

Im Augenblick gehen wir davon aus, dass wir von etwa 100 bis 200 Milliarden Galaxien mit jeweils etwa 100 bis 200 Milliarden Fixsternen umgeben sind. Das sind dann etwa 22,5 Trilliarden Sonnen.

Es wäre äusserst 'anthropozentrisch', davon auszugehen, dass wir die einzige hochentwickelte Zivilisation seien. Vielleicht schon bald werden wir in die nächste Zivilisationsstufe einer 'funktechnischen' kosmischen Kommunikation eintreten.

Ein physischer Kontakt zu ausserirdischen wird aufgrund der absoluten und unabänderlichen Beschränkung für Materie die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten und aufgrund der eben geschilderten riesigen Entfernungen vielleicht für immer unmöglich bleiben.

Dennoch ist unser Planet angesichts der fast unendlichen kosmischen Dimensionen ein extrem einsamer 'Diamant' in der fast unendlichen, unwirtlichen Leere des Weltalls. Ein Paradies in der unendlich kalten Welt. Die Erde könnte und müsste ein Paradies sein - für unser wunderbares Leben.

Die Faszination (insbesondere der zweiten Staffel: Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert: Abkürzung TNG für The Next Generation) dieser Science-Fiktion-Serie rührt auch daher, dass hier in der Mitte des 24 Jahrhunderts eine Welt geschaffen wurde, in der es kein Geld, kein Machtstreben, kein Streben nach materiellen Gütern oder Besitz mehr gibt - sondern alle Menschen streben nach individueller Entfaltung und Weiterentwicklung und nach freier Kommunikation.

Der aktuelle immense technische Fortschritt und die daraus erwachsenden Zerstörungspotentiale und unser neandertalerartiger Politikrückschritt erzwingen eine völlige globale Katastrophe - wenn es uns nicht möglichst bald gelingt, unsere Welt vernünftig zu entwickeln und zu einem harmonischen Zustand unter den Menschen und mit der Natur zu kommen.

Leider hat die unendliche 'Blutspur' der Geschichte einen schrecklichen, selbstmörderischen Zustand hervorgebracht.

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'Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken erfaßt'. Die Welt kann nicht allein vom Schreibtisch oder Computer her verändert werden - dennoch ist die 'Seinsauffassung', die philosophische Orientierung einer Zeit, von kaum zu überschätzender Bedeutung.

Alle Menschen haben eine 'Seinsauffassung', eine Gesamtauffassung der Welt. bewusst oder unbewusst. Die heute vorherrschende 'Seinsauffassung' ist der 'Wille zur Macht'. Jeder strebt zur Macht und sieht dies als streben zur Freiheit. Das vorrangige Machtmittel ist das Kapital, das Geld.
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Eine Philosophie unserer Zeit kann nicht abgehoben von der Realität - im Elfenbeinturm - dahinträumen, sie muss mit aller Kraft auf dem Boden des Seins, der Wirklichkeit, der Praxis und Erfahrung stehen - kritisch-praktische Tätigkeit sein. Eine 'problemorientierte Philosophie ist mit dem Bau eines Schiffes auf offenem Meer vergleichbar'.
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Trotz der überwältigenden alltäglichen Informationsflut leben wir immer mehr in einer 'eindimensionalen Welt' (Vgl.: Marcuse, Herbert, Der eindimensionale Mensch, Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, DTV, München 1994).



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Die vordergründigen 'Tatsachen' (als Oberflächenphänomene eines allgegenwärtigen Systems) bannen und zerstören unsere Individualität, welche sich der Übermacht der Verhältnisse fügt. Unser Leben und unsere Welt sind nur dann realistisch verstehbar, wenn ihre hintergründigen Zusammenhänge und Widersprüche reflektiert werden - dazu müssen ihre Entwicklungs- und Entstehungsprozesse in's Blickfeld gerückt werden. Fehlt diese Betrachtung der hintergründigen Gesamtprozesse und ihrer Entwicklung, dann bleibt nur eine uneingeschränkte Akzeptanz des Bestehenden, die zwangsläufig ideologisch ist - im Sinne einer Anerkennung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse.

Die Ursachen und Hintergründe der Krise werden kaum noch reflektiert - geschweige denn kritisiert. Wir haben Angst, das äusserst instabile Kartenhaus unserer Existenz könnte zusammenbrechen - so verzichten wir lieber auf 'Denken' und 'Selbstkritik' und lassen lieber mittelfristig 'unser Schiff sinken' und tun das, welches alle tun: wir rotieren geistlos im Hier und Jetzt - jeder gegen jeden.

Sigmund Freud hatte wahrscheinlich recht, mit seiner These, dass 'Verdrängung' mehr Krankheiten auslöst als eine rationale Analyse der realen Widersprüche und Gefahren: "wo 'Es' ist, soll 'Ich' werden".

Nicht wir alle verdrängen ständig - hunderte millionen Menschen arbeiten äusserst kreativ, vernünftig, human und engagiert an unserem winzig kleinen planetaren 'Schiff' im fast unendlich grossen Universum. Und schon ein kleiner alltäglicher Anfang kann äusserst konstruktiv, wertvoll und weiterführend sein.

Die Gefahren unserer aktuellen Krise können kaum überschätzt werden. Dennoch ist noch nicht alles verloren. Es ist erst fünf vor Zwölf.

Die antiquierten Kampfparolen des 'Kalten Krieges' und jeder Art eines Fundamentalismus' oder 'Neo-Liberalismus' führen uns immer tiefer in den selbstmörderischen Zwang hinein.

Unsere global wirksame Technologie und unser global wirksames Handeln erfordern unabdingbar eine Tendenz zu einem akut notwendigen 'planetarischen Bewusstsein'. Wir befinden uns am Anfang des dritten Jahrtausends in einer 'akuten Zivilisationskrise', an einem 'epochalen Entscheidungspunkt'. Wir alle sind gefordert: "global thinking, local action":


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6.) Die Sinnkrise der Moderne - Philosophie als strenge Wissenschaft.




Zurück zum Anfang.


Am Anfang des 20. Jahrhunderts war es nicht gelungen, Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und den 'arkadischen Traum' von der 'Harmonie des Menschen mit der Natur und mit dem Menschen', die Werte der Aufklärung, zu verwirklichen. Im Gegenteil, die beiden Urkatastrophen des 20. Jahrhunderts schienen wie ein Rückfall in Barbarei. Die Krisis in der realen Welt spiegelte sich in einer 'Krisis der Europäischen Wissenschaften'. Skizze zu Edmund Husserls Programm, die Philosophie zu rehabilitieren, indem er versuchte, sie als strenge Wissenschaft neu zu begründen.


"Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward". (Adorno, Theodor W., Negative Dialektik, Suhrk., S.)


Auch im Gegensatz zu Hegels 'Geschichtsoptimismus' diagnostizierte Edmund Husserl (1859 bis 1938) fast 100 Jahre später, eine im 20. Jahrhundert zugespitzte 'Krisis der europäischen Wissenschaften' und eine sich radikalisierende und gefährliche 'Sinnkrise der Moderne'. Auch Husserl wollte der Wirklichkeit und ihren Entwicklungen 'zuschauen' - nicht 'schulphilosophisch', sondern 'weltphilosophisch' zu den 'Sachen selbst' kommen.
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Möglicherweise kann man sich Edmund Husserl in seinem Buch: 'Cartesianische Meditationen' am effektivsten annähern, (Husserl, Edmund, Cartesiani- sche Meditationen. Eine Einleitung in die Phäno-menologie, Herausgegeben von Elisabeth Ströker, Felix Meiner Verlag, Hamburg).-

In diesem Spätwerk versuchte Husserl nach seiner mehr als 60 jährigen Forschungsarbeit aus drei Vor- trägen, die er 1929 an der Sorbonne in Paris gehalten hatte, eine zusammenfassende Einleitung in die 'Transzendentale Phänomenologie' zu entwickeln. Die 'Cartesianischen Meditationen' sind schwierig, aber ohne philosophische Vorkenntnisse (völlig aus sich selbst heraus) gut verstehbar. Das Buch ist sehr spannend, angenehm lesbar und umfasst nur etwa 165 Seiten.
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Husserls mathematisch-logischen Wurzeln sind auch in seiner späteren philosophischen Entwicklung unübersehbar. Husserl gilt als der Begründer der 'Phänomenologie' - doch dies wäre, auch abgesehen von Hegel, unpräzise, da es sowohl den Begriff viel früher gab und, noch wichtiger: natürlich, im Grunde, alle Philosophien nach der Erkenntnis der wahren Phänomene der Wirklichkeit strebten. Ausser vielleicht (in gewisser Weise) der Skeptizismus, indem er sagt: 'Es gibt keine Wahrheit'.

Die Philosophien, wie die anderen vorgängigen menschlichen Geistesgestalten: Mythologien, Religionen und die Künste, haben sich schon immer mit den vielfältigen 'Phänomenen' der Welt und ihrem 'Gesamtsinn' auseinandergesetzt.



Husserl betreibt im Grunde eine 'Zweiwelten-theorie': es gibt hier, in uns (und in uns allen) unsere 'Bewusstseinswelt' und ausserhalb (um uns herum) eine irgendwie geartete 'Aussenwelt'. Und es gibt Bewusstseinsströme und Handlungen, in denen diese beiden Welten verknüpft werden.
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Husserl ist präziser als Begründer der 'Trans-zendentalen Phänomenologie' zu bezeichnen, eines Versuches, in der noch stärker naturwis- senschaftlich als idealistisch orientierten Epoche des anfangenden 20. Jahrhunderts, die Philoso- phien aus ihren oftmals 'introvertierten Gedanken-architekturen' und aus ihren oftmals 'praxisfernen Elfenbeintürmen' abzulösen - um mit einer alternativen 'realistischen' 'Philosophie als streng begründeter Wissenschaft' zur 'Wirklichkeit', zu den 'Sachen selbst' zu kommen.


Verbliebene Baumsilhouette eines 'Sturmopfers' an der Havel im Jahre 2002.
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Um etwas finden zu können, muss ich es suchen. Ich suche aber nur dann, wenn ich nicht glaube, dieses Gesuchte schon zu besitzen, über es bereits verfügen zu können.

Um, zum Beispiel, ein bestimmtes Wissen oder eine Einsicht erlangen zu können, sollte ich mir so gut wie möglich darüber im klaren sein, was ich bereits weiss und was ich nicht präzise weiss. Der berühmte Spruch des Sokrates: "Ich weiss, dass ich nichts weiss!" sollte die jeweiligen Dialogpartner zu einem selbstkritischen Nachdenken animieren - zu einer Überprüfung ihrer bisherigen Vorurteile.



Dieser philosophische Grundsatz ist ein allumfassendes menschliches Le- bensprinzip. Selbst die meisten Tiere und auch viele Kleintiere und Mikro- organismen müssen lernen, mit ihrer Umgebung angemessen umzugehen, um zu überleben.

In der menschlichen Zivilisation ist die Lernfähigkeit und Lernbereitschaft in allen Lebensbereichen geradezu über- lebensnotwendig. Irgendeine nur eingebildete, falsche, irrtümliche oder verdrängte Wahrnehmung einer Wirklichkeit kann zu allen möglichen 'Bankrotten' in zwischenmenschlichen Beziehungen, in Familien, in technischen oder anderen Abenteuern, in einzelnen Unternehmen oder Unternehmensverbänden, Regionen, Nationen, Kulturkreisen, zu Weltwirtschaftskrisen und zu kriegerischen Ausein- andersetzungen oder ökologischen Katastrophen von bisher kaum vorstellbaren Dimensionen führen - oder einfach und tragisch: zum sofortigen Tod eines Menschen oder auch der Menschengattung.



Grundsätzlich geht es in Edmund Husserls 'Transzendentaler Phänomenologie' in der sokratischen Tradition darum, durch 'Epochè' (griechisch = 'Anhalten', 'Innehalten' also 'Urteilsenthaltung' beziehungsweise 'Urteilszurückhaltung' zu üben), also durch äusserst zurückhaltende 'Vorsicht' im Forschungs-, Erfahrungs- und Erkenntnis- prozess zu selbstkritisch begrenzten und somit konsequenter begründeten eben nur partiellen Einsichten zu kommen, die meist lediglich eine höhere Wahrscheinlichkeit haben könnten - und damit zu versuchen, individuell, gesellschaftlich, zeitgeschichtlich, politisch und ideologisch begründete 'Vorurteile' aller Art zu vermeiden.

Husserls Parallele zu Hegel ist dabei, nicht aus Hegels, sondern aus heutiger Sicht gesehen, trotz aller methodisch diametral entgegengesetzter Vorgehensweisen, möglicherweise auf der beide verbindenden Grundlage einer bedingungslos tiefschürfenden 'universalen kritischen Selbstreflektion' als Ausgangsbasis zur Erforschung der seienden Welt, zu wahrscheinlicheren Erkenntnissen der uns bestimmenden und umgebenden Wirklichkeitsstrukturen kommen zu können, die eine unhintergehbare künftige Möglichkeitsbedingung unseres Überlebens sein könnten.



Husserls Phänomenologie setzt dabei einerseits auf die nacheinander und nebeneinander vielfältig auftretenden und auch durch die ausserweltlich gegebenen 'Sachen selbst' 'objektiv' miteinander verflochtenen ('subjektiv' nur in ganz bestimmten Perspektivabläufen möglichen) individuellen Bewusstseinsströme. Es sind in der Konfrontation mit der Aussenwelt nicht beliebige, sondern nur bestimmte, aufeinanderbezogene Abläufe der Bewusstseinsinhalte möglich.

Ich kann diesen Bach oder diesen Baum von vorne, von der Seite, von hinten, von oben betrachten und so weiter - dies sind meine persönlich gewählten Perspektiven - doch lässt dieser Bach oder dieser Baum nur ganz bestimmte Perspektivinhalte zu; er kann weder unsichtbar werden, noch seine Gestalt grundsätzlich ver- ändern, er selbst ermöglicht nur ganz spezifische Ansichten, zumindest so- lange meine Perspektiven nicht durch irgendwelche 'radikale' (bewusstseins- verändernde) Massnahmen völlig manipuliert oder beschränkt sind.


In der zweiten Hälfte der 'Cartesianischen Meditationen' setzt Husserl auf die ebenfalls verflochtenen Analogien, Vielfältigkeiten und Zusammengehörigkeiten in den gemeinschaftlichen und rückgekoppelten 'intersubjektiven' Perspektivabfolgen aller Menschen.


Die Anderen erfahre ich nicht nur als äussere, mir gegenüberstehende 'Naturdinge', sondern, wie mich selbst, als diese gemeinsame Welt in Bewustseinsströmen erlebende 'Subjekte'. Sie erfahren diese selbe Welt, die auch ich erfahre, und sie erfahren dabei auch mich, wie auch ich sie erfahre - und in ihrer Erfahrung meiner Erfahrung und in diesen Wiedererfahrungen ihrer Wiedererfahrungen - in all diesen vielfältigen komplexen und komplizierten Wechsel- und Rückkoppelungsprozessen spiegelt sich eine 'intersubjektive' gemeinschaftliche 'Welterfahrung', in der wir alle gemeinsam leben und überleben müssen, um die Voraussetzungen erreichen zu können, mehr 'Freiheiten zu verwirklichen'.

"Die wie verstörte Saurier zwischen unseren Geräten herumlungern." Günther Anders meinte damit selbstverständlich uns, die angesichts der fortgeschrittenen globalen Technologie 'Antiquierte Menschheit'.

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Ich bin, ich weiß nicht, wer.



Dabei spielt es in Edmund Husserls 'transzendental-phänomenologischer' Grund- konzeption übrigens überhaupt keine Rolle, in welchem Masse die von uns gemeinsam erlebte Welt möglicherweise nur gemeinsam eingebildet, nicht wirklich real ist, ob wir vielleicht alles nur gemeinsam 'träumen', nur die Cartesianischen 'Gedankenblasen' eines universalen Monstrums sind.

Oder auch nur die Computerschalt-kreise einer durch 'digitale Identitäts-einheiten', die glauben Menschen zu sein, 'simulierten Welt'. Oder in einer Art 'Matrix' eine simulierte gewöhnliche Welt simuliert zu bekommen, während sie in Wirklichkeit stationär, an Schläu- che angeschlossen, sklavisch einer dominanten Wesenheit nur dienen. Oder in einer noch ganz andersartig gestalteten Simulation nur scheinbar existieren oder vielleicht 'holographi- sche Bewohner' eines von unzähligen Paralleluniversen sind?

 Solange wir nicht und niemals (auch nicht ansatzweise) imstande sind, nach oben oder nach draussen zu gelangen, unsere hier 'intersubjektiv' erfahrene, gemeinsame Welt zu verlassen, können wir nichts anderes tun, als zu versuchen, im Hier und Jetzt zu leben und zu überleben und - in diesem Leben - mehr Freiheit, Wahrheit, Liebe und Glück zu verwirklichen.

Dies ist nur denkbar im Sinne einer 'freien Assoziation mit der Wirklichkeit und mit den anderen Menschen', in einer vorurteilsfreien, realistischen Harmonisierung zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und ihrer Umwelt.
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____________________________________          Unten:
Raffael: Die 'Schule von Athen'.

Als für die europäische Zivilisation überlebensnotwendigen 'Ausweg' aus der 'Krisis' sah Husserl die konse- quente Fortentwicklung der in der antiken Klassik ansatzweise eingelei- teten (nicht von Herrschaftsinteressen, merkantilen oder später kapitalisti- schen Interessen und schliesslich der vorherrschenden Seinsauffassung des 'Willens zur Macht' bestimmten) 'Euro-päischen Wissenschaften'. Einer frei und intersubjektiv, kritisch und selbst- kritisch agierenden, diskutierenden und zusammenarbeitenden Forschergemeinschaft, zu der alle Menschen gehören sollten, um gemeinsam nach 'unendlichen Vernunft- zielen' zu streben.

Um so die Grundlagen zu schaffen für ein doch noch mögliches 'Überleben der europäischen Zivilisation'. (Vergleich: Die Philosophie in der Krisis der europäischen Menschheit.)

In der hier versuchten knappen Skizze hatte Edmund Husserl einen übergrossen Anteil. Husserl ist nur einer der bedeutenden Kritiker im zwanzigsten Jahrhundert. Sehr wichtig waren und sind viele andere: wie zum Beispiel Heidegger, Adorno, Horkheimer, Marcuse, Prucha usw. Denn Husserls Philosophie ist viel zu undialektisch und behält trotz ihrer 'Intersubjektivität' einen 'bewusstseinsphilo- sophischen' und ursprungsphilosophischen Charakter, der die von Hegel, Marx und den gerade genannten herausgearbeiteten vielfältigen geschichtlichen und gesellschaftlichen komplexen und komplizierten Verhältnisse nicht zureichend reflektierte - aber trotzdem vielfältige sehr inspirierende und fundamental wichtige Impulse gab.

Ihm wurde hier so relativ viel Raum gegeben, weil er äusserst konsequent bewies, dass Philosophie nicht als Träumerei, sondern als 'strenge Wissenschaft' möglich ist. Damit bilden einige seiner Konzeptionen eine fundamentale Basis für die Beschäftigung mit jeder alten oder aktuellen Philosophie, die dann, wie zum Beispiel die antike Philosophie oder etwa Hegels Dialektik, auch einen völlig anderen Charakter haben kann.

Husserl beweist nur die Möglichkeit einer Philosopie als strenge Wissenschaft - mehr nicht, aber auch nicht weniger. Und dies bedeutet, dass es hier - in der 'echten' Philosophie überall um die 'Sachen selbst', die Wirklichkeit, um die Praxis, den Menschen, das Leben und Überleben geht - und nicht nur um spekulativ-mystifizierende "introvertierte Gedankenarchitekturen" (Vgl.: Adorno, Theodor W., Negative Dialektik).



In gewisser Weise ist es möglich, gegen massive manipulative, informationsunterdrückende und politisch-ideologische Widerstände unsere gegenwärtige Wirk- lichkeit und ihre Widersprüche prinzipiell zu erleben, zu erfahren und erforschen zu können und dabei auf vielfältige Informationen, Kommunikationen, Forschun- gen, Technologien und Assoziationen mit anderen Menschen, Wissenschaftlern und Philosophen zurück- greifen zu können.

Im Bezug auf unsere Geschichte jedoch sind wir auf sehr ausschnitthafte und unsichere Überlieferungen, Quellen und Fundstücke angewiesen - daraus 'phänomenologisch streng begründete' Schlüsse zu ziehen, ist kaum möglich. Neuere präzisere und mit höherentwickelten Technologien arbeitende historische Forschungen zeigen fast alltäglich, wie eklatant falsch und einseitig viele unserer bisherigen geschichtlichen Auffassungen waren.

Deshalb ist es evident, dass im Gegensatz zu den üblichen weitverbreiteten "Spekulationen" über unsere Geschichte und Herkunft nur äusserst vorsichtige und unvoreingenommene, hypothetische historische Betrachtungsweisen wirklich aufklä- rend, selbstkritisch, kritisch und undogmatisch sein können.

Somit ist auch der hier folgende Diskurs über den 'Arkadischen Traum' eher als suchender und fragender Diskussionsentwurf zu verstehen als eine auch nur ansatzweise hinreichend begründbare Analyse.
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Pythagoras und der Roboter: 'Data' blicken zurück in ihre geschichtliche Herkunft - fast am Horizont blicken sie auf die 'Schule von Athen'.
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Die Geschichte verlief, so erscheint sie uns, aufgrund der Quellen und Fundstücke, keineswegs zumeist geradlinig und progessiv. Wenn wir einen 'uralten' historischen oder vorgeschichtlichen Fund machen, bedeutet dies keineswegs, dass wir hier einen wirklichen 'Anfang', einen 'Ursprung' oder einen 'Quellgrund' entdeckt hätten - es könnte immer (und hat wahrscheinlich zumeist) ein 'Davor' gegeben haben. Es könnte immer, wie es zum Beispiel seit der 'griechischen Klassik' in den letzten 2300 Jahren nicht selten geschah, auch im sogenannten 'Mittelalter' und ebenso - unübersehbar - zumindest in der ersten Hälfte der Entwicklung des 20. Jahrhunderts: radikale 'barbarische', 'antihumanistische' 'Rückschritte' oder 'Rückentwicklungen' gegeben haben.


Links: Sisyphos versucht ewig das Unmögliche - den Stein auf einen unbezwingbaren Felsen zu befördern.

Möglicherweise gab es in der realen Geschichte oft radikale 'Rückschrit- te' - möglicherweise nicht nur in den partiell überblickbaren Evolutionen der scheinbar zivilisierten Gesellschaften, wahrscheinlich auch in den unüber- blickbaren Entwicklungen der soge- nannten 'Naturvölker'.



Adam empfängt die göttlich-geistige 'Inspiration' und deutet dabei auf den 'abendlichen Weg nach Arkadien'.



Die ältesten bisher gefundenen menschlichen Grabstätten sind über 100 000 Jahre alt - aus den wenigen Fundstücken lässt sich jedoch kaum erahnen, was und in welchen Kontexten davor oder auch in dieser Zeit wirklich geschehen ist.

Eventuell könnten 'rituelle' Behandlungen des Todes auf so etwas wie 'Tendenzen' zu einer Art 'Jenseitsvorstellungen' deuten. In den partiell überlieferten Mythen der letzten Jahrtausende finden wir zahlreiche auf 'Künftiges' oder 'Ursprüngliches' (oder auch auf "ursprünglich-künftiges") weisende 'Paradiesvorstellungen'.

Die scheinbar seit Hunderttausenden oder Millionen Jahren dauernde weltweite menschliche "Suche" könnte als ein 'Suchen nach dem Paradies' (wohl eher im Diesseits als im Jenseits) gedeutet werden: als 'Versuche' einer, wie wir es modern ausdrückten, 'Verwirklichung' der 'Freiheit' im 'Hier und Jetzt'.

Uralt scheinen dabei die Vorstellungen zu sein, die einen früheren, ursprünglicheren 'Naturzustand' implizieren, der etwas von einem 'paradiesischen Urzustand' erahnen liesse. Vielleicht aber ist eine gewisse 'Verklärung' der Vergangenheit ebenfalls so alt, wie die menschliche Entwicklung selbst: eine 'Verklärung' des früheren natürlicheren Zustandes gegenüber den gegenwärtigen Umständen.

Je weiter wir in der Betrachtung der menschlichen Geschichte voranschreiten, desto deutlicher scheinen derartige 'nostalgische' Verhaltensweisen sichtbar zu werden,

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7.) Die Suche nach der Verwirklichung.
Der 'arkadische Traum von der Harmonie' - ein ewiges menschliches Motiv?

Zurück zum Anfang.



Ich geh`, ich weiß nicht, wohin.

Dieser Traum ist uralt und ewig aktuell: 'Gerechtigkeit' ist mehr als ein frommer Wunsch, mehr als ein 'Ideal': der zugrundeliegende 'gerechte Tausch' ist längerfristig eine biologisch-ökologische Notwendigkeit. Hegel war überzeugt, dass sich die Geschichte alternativlos zur Wahrheit und Freiheit entwickeln muss. Marx knüpft an Hegels Motive an - aber im Gegensatz zu Hegel sieht er noch keine wirkliche Harmonie, keine realisierte Einheit aus Philosophie und Welt, Vernunft und Wirklichkeit. Hegel hat uns die Aufgabe hinterlassen, diese Einheit herzustellen: dazu muss die Philosophie als praktisch-kritische 'Logik der Sache' erst noch verwirklicht werden. Die Schranken des Kapitalismus können zu einer höher entwickelten Zivilisation, aber auch zum völligen Untergang führen. Die Geschichte ist offen, sie kann auch scheitern.



Wir haben gesehen, wie sich das arkadische Motiv immer mehr verdinglichte: aus dem literarisch-gedanklichen Medium der lateinischen Schrift entwickelte es sich in der Renaissance zur zweidimensionalen malerischen Gestaltung, um schliesslich in der Dreidimensionalität einer malerischen Landschaftskomposition direkt sinnlich-emotional erschliessbar und begehbar zu werden.

Mit und in jeder Stufe wurde der Traum von Arkadien weniger abstrakt-symbolhaft und mehr konkret-sinnlich erfahrbar. Während es früher in seiner Abstraktheit und Symbolhaftigkeit nur wenigen 'Eingeweihten' zugänglich war, führt die nicht mehr nur lateinische Darstellung zu einer erheblich gesteigerten Verbreitung und Zugänglichkeit.

Mit der bildnerischen Gestaltung tritt die esoterische Symbolhaftigkeit zurück und das Motiv wird mehr und mehr zu einer direkten sinnlichen Erscheinung. Schliesslich wird es im begehbaren Landschaftsbild - für jeden - rein sinnlich-emotional erfahrbar.


Links: Der See von Stourhead.




Da hier nur einige äusserst skizzenhafte Stichpunkte erwähnt werden konnten, wurden nicht die unzähligen, teilweise schon weit vor Theokrit entwickelten mythischen 'Paradiesvorstellungen' berücksichtigt. Ebenso konnten nicht die unzähligen, in allen Religionen und in vielen literarischen und philosophischen Konzeptionen enthaltenen paradiesischen Motive behandelt werden.

Wahrscheinlich ist das Motiv einer 'Harmonisierung zwischen dem Menschen und der Natur und zwischen dem Menschen und dem Menschen' so alt, wie die Menschheit selbst, und ebenso wird dieses wohl niemals verstummen. Die Anpassung an die Naturgegebenheiten sind ohnehin eine biologisch gegebene Notwendigkeit. Und auch die 'Idee' der Gerechtigkeit beruht auf einem Prinzip, das älter ist, als die 'Ideen'. Der zugrundeliegende 'gerechte Tausch' ist ebenfalls ein lebensbejahendes oder lebensbehinderndes energetisch-biologisches Erfordernis.

Auch die Bewegungen: 'weg von der dekadent-städtischen Zivilisation' hin zum 'beschaulich-idyllischen Landleben' hat es vielerorts immer wieder gegeben - früher jedoch nur bei Wenigen, die es sich leisten konnten. Schon die ebenfalls uralte Konzeption der 'Villa' impliziert diesen Traum von der Harmonie von Zivilisation und Natur. Aber auch die modernere, breiteren Bevölkerungsschichten zu- gängliche 'Schrebergarten-Bewegung' verläuft in dieser Fährte.

Im zwanzigsten Jahrhundert gab es vielmals 'Zurück-zur-Natur-Bewegungen'. Hier sei nur an die in den zwanziger Jahren verstärkt einsetzenden 'Natur- und Jugendbewegungen' erinnert, die ursprünglich (in einem antibürgerlichen Affekt) zu den Gegenbewegungen nach der 'Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts' (dem ersten Weltkrieg) zählten und erst am Ende der zwanziger Jahre teilweise von ultrareaktionären Kreisen umgepolt wurden.

Nicht selten wurde der erste Weltkrieg mit der Diskrepanz zwischen dem am Anfang des 20. Jahrhunderts präsenten, antiquierten und weit überlebten politischen und kulturellen monarchisch-autoritären System des 19. Jahrhunderts und der modernen, fortgeschrittenen Technologie begründet.


















Nach dem ersten Weltkrieg, in den zwanziger Jahren, wollten viele Menschen in der Kunst, der Kultur, der Philosophie, den Wissenschaften, der Politik, aber auch in der Sexualität und in allen möglichen Lebensbereichen alles radikal neu und anders machen. So gewannen auch verschiedenste 'Zurück-zur-Natur-Bewegungen' eine immer stärkere Resonanz und Verbreitung.
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Analog waren auch die ebenfalls auf vielen Ebenen betriebenen emanzipativen Bewegungen der sechziger und siebziger Jahre und die nachfolgenden Bewegungen von diesem doppelten Motiv geprägt: 'Freiheit' als Einheit aus 'positivem Fortschritt' und der Durchsetzung von mehr 'Natürlichkeit'.

Einerseits sollte das positiv-fortschrittliche und befreiende Abstreifen der alten Zöpfe und andererseits die Überwindung der allüberall vorherrschenden 'Entfremdung' zugunsten einer höherwertigen 'Natürlichkeit' mehr 'Freiheit' verwirklichen.


Woodstock-Festival 1969.

Eines muss hier am Ende jedoch unbedingt noch gesagt werden: Dieser Artikel idealisiert in gewisser Weise die 'Verkündigung Vergils', den Traum vom 'arkadischen Paradies', weil hier nur, aufgrund der Skizzenhaftigkeit, einige der vielen unpolitischen, positiv-künstlerischen Aspekte der Thematik kurz gestreift werden konnten.

Die 'Verkündigung Vergils' wurde aber durchgehend in der Geschichte von den jeweiligen Machthabern 'politisch-theologisch' und 'ideologisch' missbraucht und zu manipulativen Zwecken eingesetzt - der Traum vom arkadischen Paradies als theologisches Lockmittel, um machtpolitische, ideologische und herrschaftsrationale Ziele durchzusetzen.

Dieses Heilsversprechen reicht vom Römischen Reich über das Mittelalter bis in die Neuzeit, bis zu einigen gewalttätigen Protagonisten der 'Französischen Revolution' und bis zu vielen heutigen politischen Diskursen und zum 'Zusammenstoss der Zivilisationskreise', dem aktuellen 'Krieg der Götter'.

Die manipulativ angewendeten politisch-theologischen Heilsversprechen reichen bis in unsere Zeit - früher oft unter Schlagworten wie: das versprochene 'Goldene Zeitalter', das 'Dritte Reich' oder das 'Tausendjährige Reich'.

Das am Ende dieses Artikels genannte Buch von Richard Faber reflektiert ausführlich und kritisch diese lange grausame Manipulationsgeschichte der 'Politischen Theologie', der paradiesischen 'Verkündigung Vergils'.
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Bild unten: Hieronymus Bosch: 'Der Garten der Lüste', linker Teil des Triptychons: 'Das Paradies':

In der Philosophie sind natürlich die Beschäftigung mit dem, welches sein soll und die möglichen Wege zur Erreichung dieses Zieles, uralte und fundamentale Grundthemata. Wie ist das grösstmögliche Glück für das Individuum und die Gesamtgesellschaft erreichbar? Erinnern wir uns an Kants Fragen: 'Was können wir wissen? Was können wir tun? Was dürfen wir hoffen? Was ist der Mensch?' Wie lassen sich die menschlichen Träume von einer besseren Welt im Diesseits 'verwirklichen'?

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) hielt nicht viel von diesem 'arkadischen Traum' und von allen philosophischen Reflektionen über das, welches 'sein soll'. Auch nicht von modellartigen Realisierungen in der Konzeption eines 'Englischen Gartens'. Hegel war sehr skeptisch gegen alle Konzeptionen eines idealen 'Sollens' oder einer 'Utopie', die als anzustrebender Zustand dem realen 'Sein' überordnet werden.

In Hegels Sichtweise ist die Selbstbewegung der in der Geschichte sich verwirklichenden Vernunft die einzige allumfassende Wirklichkeit und in ihr ist jeder Gegensatz von 'Sein' und 'Sollen' aufgehoben: "Was wirklich ist, das ist vernünftig und was vernünftig ist, das ist wirklich" (Hegel, G.W.F., Grundlinien der Philosophie des Rechts, Suhrkamp Frankfurt/M, S. ). Dies bedeutet (in Hegels Selbstverständnis) aber überhaupt nicht, das alles im Hier und Jetzt vernünftig wäre - z. B. der autoritäre preußische Staat in Hegels Zeit. Dieser 'real existierende' Staat entspricht in keiner Weise dem entwickelten wahren Begriff des Staates, der allein wirklich und vernünftig ist. Insofern war dieser preußische Staat unwirklich, weil er nicht dem wirklichen Begriff des Staates entsprach.

Jedoch hatte Hegel alternativlos die Überzeugung: 'dass Wahrheit an den Tag kommen muss', jedoch setzte er dabei eine Wahrheit voraus, die sich durch intensive Reflektion von Unwahrheit befreit. Demnach wird sich die Geschichte alternativlos immer mehr diesem wahren Begriff des Staates annähern - und damit der Freiheit.


Die Idee einer Harmonisierung zwi- schen dem Menschen und der Natur und im menschlichen Zusammenleben ist in Hegels Philosophie zentrales Motiv. Hegel will alle Gegensätze, alle 'Entzweiungen' überwinden und in einer allumfassenden absoluten Synthese aufheben. Im Gegensatz zu den Philosophien dessen, welches 'sein soll', welches anzustreben sei, meint Hegel in der wirklichen Geschichte die sich allseitig durchsetzende Vernunft zu erkennen, den sich selbst realisierenden 'Absoluten Geist', der sich mit der 'List der Vernunft' notwendig durchsetzt, unabhängig von dem, welches die Menschen wollen oder anstreben, unabhängig von dem, was in menschlicher Perspektive 'sein soll'.

Zuallererst liess Hegel durch den sich realisierenden 'Absoluten Geist' die Gegensätze von Bewusstsein und den äusseren Gegenständen, sodann die Gegensätze von Erkennen und Handeln und vieles mehr und künftig ebenso die Gegensätze der in der bürgerlichen Gesellschaft unvermittelt gegeneinander kämpfenden individuellen und gruppenmässigen Einzelwillen und Einzelinteressen überwinden.
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Hegels Schüler: Karl Heinrich Marx (1818 bis 1883) übernimmt und weiterentwickelt viele hegelsche Motive. Jedoch bestreitet er massiv den hegelschen absoluten Geschichtsoptimismus. Nach Hegel verläuft die Geschichte in einem notwendigen Prozess zur Selbstrealisierung des 'Absoluten Geistes' und damit zur Verwirklichung der 'Wahrheit' und der 'Freiheit'.

Im diametralen Gegensatz zu Hegel und zum späteren Marxismus-Leninismus bezweifelt insbesondere der späte Marx jeden gesamtgeschichtlichen Automatismus.

Die Menschen können nur zuerst die bürgerlichen Freiheiten, die Menschenrechte, die formale Demokratie und dann die wirkliche individuelle und gesellschaftliche Freiheit selbst verwirklichen.

Nach Karl Marx kann der 'Kapitalismus', den Herbert Marcuse (1898 bis 1979 ) als die 'ultimative Krise des menschlichen Wesens' charakterisierte, nur durch seine eigenen Schranken untergehen und in eine höhere Gesellschaftsformation übergehen - es kann aber auch dieser Untergang des 'Kapitalismus' den völligen Untergang der Gesamtgesellschaft bedeuten.

Jetzt, am Anfang des dritten Jahrtausends, bereits in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ist dies in naturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet leider die wahrscheinlichste Option. Jedoch gibt es auch sehr viele sehr positive Fortschritte. Die Geschichte ist offen, sie kann scheitern, muss es aber nicht - wenn wir uns alle etwas mehr Mühe gäben.

Heute wird es immer evidenter, dass aufgrund der fortschreitenden Technologien zumindest partielle Harmonisierungen nicht mehr nur ein 'arkadischer Traum' sind, sondern immer mehr zur unumgänglichen und notwendigen Vorraussetzung des Überlebens der Weltgesellschaft werden. Dies ist in den ökologischen Problematiken ebenso überdeutlich sichtbar, wie in den technologisch bedingten, zunehmend anwachsenden Gewalt- und Zerstörungspotentialen einzelner Individuen, Gruppen oder Kleinstaaten.

Mich wundert`s, dass ich so fröhlich bin.


'Moderner Weg nach Arkadien?' (Grafik von Falko Konrad 2007)
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"You may say, I am a dreamer, but I am not the only one".

Unsere Erde scheint, auf den ersten Blick, riesig zu sein, aber sie ist im unvorstellbar unendlich grossen 'Meer des Universums' wie ein subatomar winziges 'Schiffchen,' auf dem wir alle gemeinsam leben. Eine ’problemorientierte Philosophie’ ist mit dem ‚Bau eines Schiffes auf offenem Meer’ vergleichbar. Heute sind durchaus viele (Hunderte Millionen) Menschen an der "wahrhaften Auflösung des Widerstreites" interessiert und engagiert, kreativ, konstruktiv, seriös und wohlwollend an unserem ’Schiff’ produktiv tätig, aber: Milliarden entfernen, grossenteils gezwungenermassen, teilweise unbewusst, teilweise aber auch durchaus bewusst, unten im Rumpf Planken, um sie an Deck zu verhökern.

Imagine.

Andenken von Friedrich Hölderlin.
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Für weitere Informationen sei hier auf einen Internet-Essay von Udo Leuschner und auf ein Buch von Richard Faber hingewiesen. Leuschners hervorragender Beitrag zum Thema: 'Arkadien' diente hier als Leitfaden für einige Teile des obigen Beitrags. Richard Fabers Buch und einige seiner äusserst erhellenden Seminare dienten hier (aufgrund der gebotenen Stichpunkthaftigkeit) lediglich als 'perspektivische Absprungbasis'. Seine Dissertation reflektiert auf einem höchst elaborierten kritisch-hermeneutischen Niveau die ideologischen, politisch-theologischen, philosophischen, historischen und vor allem zeitgeschichtlichen Implikationen der 'Verkündigung Vergils':

Faber, Richard, "Die Verkündigung Vergils. Reich - Kirche - Staat. Zur Kritik der "Politischen Theologie". Georg Olms Verlag, Hildesheim 1975



Arkadien von Udo Leuschner.

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Zum Artikel: Realistische Dialektik und das Problem einer Verwirklichung der Philosophie. "Das, was ist, kann nicht wahr sein". bitte hier klicken.





Zum Artikel: Der Wille zur Macht als Zeitgeist. bitte hier klicken.








Zum Artikel: Meditation über die Pfaueninsel - Berlins Arkadien. bitte hier klicken.





Zum Artikel: Vom Glasperlenspiel zur Quantenwelt. bitte hier klicken.



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Über mich

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Berlin Steglitz-Zehlendorf, Berlin, Germany
„Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen wird, gerät nur um so tiefer in den Naturzwang hinein.“ Seit langer Zeit versuche ich, politisch-philosophisch gegen die Selbstzerstörung unserer Zivilisation zu agieren und auch täglich zum Augenblicke sagen zu können: „Verweile doch! du bist so schön!" Nur durch intensive Erfahrung sind Menschen und Realitäten fassbar, zeigte mein Austauschjahr in Kalifornien. Der immense Technikfortschritt und barbarische Politikrückschritt liessen mich (statt Mathematik, Physik, Astrophysik etc.) Philosophie, Politik, Psychologie, Amerikanistik, Kunst studieren. Anders als die Schule liebte ich die damals 'freiere' Universität Berlin. Bis heute bin ich dort leidenschaftlich tätig. Seit 76 befasse ich mich mit Computerprogrammierung, später mit MIDI, Grafikprogrammen, Spracherkennung usw. Kreierte Aufsätze, Vorträge, Musik, Kunst, Videokunst, organisierte Ausstellungen, bin mehr als 30 Jahre gesegelt, liebe Natur und Abenteuer, lebte zeitweise auf dem Lande (ökolog. Landbau) und versuche jetzt, zwei allgemeinverständliche, spannend lesbare politisch-philosophische Bücher zu schreiben: Philosophie ist "ihre Zeit in Gedanken erfaßt".