Kulturhistorische und philosophische Hintergründe des arkadischen Paradiestraumes. Von der Bukolik (Dichtung über das Hirtenleben) zu Vergils poetischer Idealisierung. In der Renaissance beginnt die Malerei ideal-harmonischer Welten. Dreidimensionale Realisierungen idealer Kunstlandschaften. Philosophische Dualismen: Erscheinung und Hintergrund, Traum und Wirklichkeit. Die Sinnkrise der Moderne. Philosophie als strenge Wissenschaft. Die Verwirklichung der Philosophie, der Freiheit, der Harmonie.

1.) Einleitung




Dieser Artikel versucht intensiv, nicht so sehr kunsttheoretisch oder fachphilosophisch, sondern, so spannend, klar, deutlich und allgemeinverständlich wie möglich, breitere Leserkreise anzusprechen.

Er ist aus einem Darstellungsversuch über die kulturhistorischen und philosophischen 'Hintergründe' von 'Berlins Arkadien', der Pfaueninsel, hervorgegangen.

Diese 'Hintergründe' der 'Berliner Pfaueninsel' oder z. B. der südenglischen 'Parks von Stowe' oder 'von Stourhead' sind nicht allzu vielen Menschen bewusst - ermöglichen aber einen viel interessanteren, spannenderen und lustvolleren Blick auf derartige künstlerische Landschaftskompositionen.

Und sie dienen hier auch als 'Absprungbasis' für den Versuch einer stichpunktartigen allgemeinen, selbstkritischen und kritischen Erörterung der menschlichen 'Träume vom irdischen Paradies' und einiger moderner Ansätze, diese zu verwirklichen.

In diesen herausragenden begehbaren und erlebbaren, aufwendig komponierten Kunstlandschaften drückt sich das scheinbar ewige menschliche Streben aus, die Naturharmonien nachzubilden, zu überhöhen und die Harmonie zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen modellhaft zu verwirklichen.

Die ideengeschichtlichen Hintergründe dieser Kunstlandschaften reichen bis in die griechische Antike zurück. Wirkungsmächtig wurden die 'Hirtengedichte' (Eklogen) des römischen Dichters Vergil (von 70 v. Chr. bis 19 v. Chr.), welche den hellenistischen Traum von einem harmonisch-idealisierten Hirtenleben in die äusserst rauhe und karge Hochlandschaft des damals exotischen (für fast alle Menschen unerreichbaren) Arkadiens verlegten.

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Hieronymus Bosch, "Der Garten der Lüste" (um 1500) ist im Museo del Prado in Madrid zu besichtigen. Linker Teil des Triptychons: 'Paradies'. Mittlerer Teil: 'Der Garten der Lüste'. Rechter Teil: 'Hölle'.


Phantasieschloss mit Blick in die malerisch komponierte Landschaft in der Mitte der Pfaueninsel in Berlin.


________                   Landschaftskomposition auf der Berliner Pfaueninsel.


Dieses Bild zeigt den Gipfel des Havelberges im Berliner Grunewald, wie er vor einem Jahr erschien. Jetzt liegt hier eine stark veränderte, weit weniger attraktive Wirklichkeit vor - sicherlich wird diese Stelle in einigen Jahren in ihrer bisherigen oder einer neuen Ästhetik wieder neu erscheinen.
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Inhalt:

A.) Kulturhistorische Hintergründe:


2.) Von der Bukolischen Dichtung zu Vergils Idealisierung Arkadiens. Von Theokritos idyllischen Hirtengedichten (um 270 vor Christus) zu Vergils poetischen Idealisierungen Arkadiens (39 vor Christus). Vergil zeichnete eine im (damals exotisch-fernen und kaum erreichbaren) Arkadien gelegene 'Harmonie von Natur und Mensch' als irdisches Paradies. 1502 veröffentlichte Jacopo Sannazaro die Übertragung des 'Arkadischen Gedankens' aus dem Lateinischen in das seinerzeit gesprochene Italienisch. Dies führte zu einer erheblichen Popularisierung der 'Arkadischen Idee' und nachfolgend zu einer vielfältigen Flut von idealisierenden 'Schäferdichtungen'.

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3.) Die Malerei der harmonisch-idealisierten Landschaft. In der Renaissance ermöglichten die gemalten sinnlichen Darstellungen immer mehr und mehr Menschen einen direkteren Zugang zur 'arkadischen Idee vom irdischen Paradies'. Das 'Arkadische Motiv' entwickelte sich zunehmend von einer lateinisch-esoterischen, dichterisch-gedanklichen und symbolischen Ebene in zweidimensionale Illusionen. Es entstehen scheinbar dreidimensionale 'Traum- und Paradieslandschaften'. Die gemalten Bilder enthalten zwar noch Symbole, sind aber auch direkt-sinnlich zugänglich. Die Harmonie des friedlichen Landlebens leuchtet jedem ein und lässt viele Menschen nicht unberührt.
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4.) Die dreidimensionale Realisierung der Ideal-Landschaft. In den begehbaren malerischen Landschaftskompositionen wird die arkadische Idee (für Alle) unmittelbar, direkt sinnlich-emotional erfahrbar. Von der zweidimensionalen bildnerischen Illusion zur begehbaren dreidimensionalen Landschaftskomposition. Die komponierte und realisierte wirkliche Parklandschaft kann, wie die ursprüngliche Natur, ganz konkret, ganz direkt erfahren und erlebt werden. Hier lässt es sich gut von einer weniger entfremdeten 'arkadisch-harmonischen' Idealwelt träumen.
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B.) Philosophische Hintergründe:


5.) Erscheinung und Hintergrund. Versuch einer skizzenhaften Einleitung zu einigen philosophischen Dualismen (Zweiheits-Lehren, Doppelschichtigkeiten): vordergrün- dige Erscheinungswelt und ihr Hintergrund, sinnliche Dinge und Ideenwelt, Erscheinung und Wesen, Leib und Seele, Materie und Geist, Anschauung und Verstand, aus der Erfahrung gewonnene (aposteriorische) und vor der Erfahrung liegende (apriorische) Erkenntnisse, Objekt und Subjekt, Sollen und Sein, Traum und Wirklichkeit usw.
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6.) Die Sinnkrise der Moderne - Philosophie als strenge Wissenschaft. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war es nicht gelungen, Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und den 'arkadischen Traum' von der 'Harmonie des Menschen mit der Natur und mit dem Menschen', die Werte der Aufklärung, zu verwirklichen. Im Gegenteil, die beiden Urkatastrophen des 20. Jahrhunderts schienen wie ein Rückfall in Barbarei. Die Krisis in der realen Welt spiegelte sich in einer 'Krisis der Europäischen Wissenschaften'. Versuch einer Skizze zu Edmund Husserls Programm, die Philosophie zu rehabilitieren, indem er versuchte, sie als strenge Wissenschaft neu zu begründen.
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C.) Aktuelle Hintergründe:



7.) Die Suche nach der Verwirklichung. Der 'arkadische Traum von der Harmonie' - ein ewiges menschliches Motiv?. Dieser Traum ist uralt und ewig aktuell: 'Gerechtigkeit' ist mehr als ein frommer Wunsch, mehr als ein 'Ideal': der zugrundeliegende 'gerechte Tausch' ist längerfristig eine biologisch-ökologische Notwendigkeit. Hegel war überzeugt, dass sich die Geschichte alternativlos zur Wahrheit und Freiheit entwickeln muss. Marx knüpft an Hegels Motive an - aber im Gegensatz zu Hegel sieht er noch keine verwirklichte Harmonie, keine realisierte Einheit aus Philosophie und Welt, Vernunft und Wirklichkeit. Hegel hat uns die Aufgabe hinterlassen, diese Einheit herzustellen: dazu muss die Philosophie als praktisch-kritische 'Logik der Sache' erst noch verwirklicht werden. Die Schranken des Kapitalismus können zu einer höher entwickelten Zivilisation, aber auch zum völligen Untergang führen. Die Geschichte ist offen, sie kann auch scheitern.

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Zum Artikel (mit Abschnitt 2.) bis 7.)) gegebenenfalls bitte hier klicken.

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Zum Artikel; Meditation über die Pfaueninsel - Berlins Arkadien bitte hier klicken.

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Über mich

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Berlin Steglitz-Zehlendorf, Berlin, Germany
„Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen wird, gerät nur um so tiefer in den Naturzwang hinein.“ Seit langer Zeit versuche ich, politisch-philosophisch gegen die Selbstzerstörung unserer Zivilisation zu agieren und auch täglich zum Augenblicke sagen zu können: „Verweile doch! du bist so schön!" Nur durch intensive Erfahrung sind Menschen und Realitäten fassbar, zeigte mein Austauschjahr in Kalifornien. Der immense Technikfortschritt und barbarische Politikrückschritt liessen mich (statt Mathematik, Physik, Astrophysik etc.) Philosophie, Politik, Psychologie, Amerikanistik, Kunst studieren. Anders als die Schule liebte ich die damals 'freiere' Universität Berlin. Bis heute bin ich dort leidenschaftlich tätig. Seit 76 befasse ich mich mit Computerprogrammierung, später mit MIDI, Grafikprogrammen, Spracherkennung usw. Kreierte Aufsätze, Vorträge, Musik, Kunst, Videokunst, organisierte Ausstellungen, bin mehr als 30 Jahre gesegelt, liebe Natur und Abenteuer, lebte zeitweise auf dem Lande (ökolog. Landbau) und versuche jetzt, zwei allgemeinverständliche, spannend lesbare politisch-philosophische Bücher zu schreiben: Philosophie ist "ihre Zeit in Gedanken erfaßt".