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In der Renaissance ermöglichten die sinnlichen Darstellungen mehr und mehr Menschen einen direkteren Zugang zur 'arkadischen Idee vom irdischen Paradies'. Das 'Arkadische Motiv' entwickelt sich zunehmend von einer lateinisch-esoterischen, dichterisch-gedanklichen und symbolischen Ebene in zweidimensionale Illusionen. Es entstehen scheinbar dreidimensionale 'Traum- und Paradieslandschaften'. Die gemalten Bilder enthalten zwar noch Symbole, sind aber auch direkt-sinnlich zugänglich. Die Harmonie des friedlichen Landlebens leuchtet jedem ein und lässt viele Menschen nicht unberührt.
In der Renaissance erlangte die Kunst einen neuen, selbständigeren Stellenwert. Wie auch die Philosophie, überwand sie die bisher nur dienende Rolle, eine 'Magd der Theologie' zu sein, in der sie nur die theologischen Doktrinen interpretieren, die Bibel illustrieren und religiöse Tempel schmücken durfte - sondern nun gewann sie eine neue, erweiterte und eigenständige Aufgabe: die Erzeugung illusionärer Scheinwelten.
Am Beginn des 16. Jahrhunderts ist das arkadische Motiv aus der sprachlich-literarischen Dimension in die zweidimensional-optische Ebene der Malerei eingedrungen. Während bis dahin die gemalten Landschaften lediglich als Kulissen dienten, wurden sie bei Malern wie Giorgione, Tizian und Campagnola zum Hauptgegenstand der Komposition. Sie malten oft nicht naturgetreu, sondern haben ihre gemalten arkadischen Landschaften idealisiert und geistig überhöht - oft fanden sich im Vordergrund Nymphen, Satyren, Schäfer oder auch Philosophen.

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Auf den Bildern wurde Arkadien oftmals durch antike Ruinen symbolisiert, die auf eine vergangene heroische Zeit deuteten. Claude Lorrain (1600 bis 1682) führte die 'arkadische Landschaft' zur klassischen Vollendung:


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Vor allem in Spanien, Frankreich und England entstand die Gestalt des schwermütig irrenden Ritters. Die nostalgische Beschwörung des Rittertums und die Motive des Schäferromans verbanden sich zu weniger naiven und mehr elegisch-reflexiven arkadischen Träumen.

Ich sterb`, ich weiß nicht, wann.

In dem Bild von Giovanni Francesco Guercino steht die Inschrift "Et in arcadia ego" (rechts unten an der Steinplatte) für die Vergänglichkeit von allem.
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Die Inschrift "Et in arcadia ego" findet sich etwas später in zwei Gemälden des französischen Malers des Barock-Klassizismus: Nicolas Poussin (1594 bis 1665). Das erste Bild (um 1630) zeigt drei Hirten und eine Schäferin, die bestürzt und aufgewühlt die Inschrift auf einem steinernen Sarkophag betrachten.

Etwa 15 Jahre später malte Poussin fast die gleiche Szenerie nochmals. Die drei Hirten und die Schäferin wirken jetzt jedoch weniger bestürzt und aufgewühlt, mehr schwermütig und kontemplativ. Die Szenerie strahlt eher eine heitere Ruhe aus. Aus der Erinnerung an die Vergänglichkeit und den Tod ist eine sanfte Elegie geworden.

Dieses zweite Bild deutet auf den Triumpf des barocken Lebensgefühls. In der spätbarocken Epoche der 'Empfindsamkeit' wurde dieses elegische Motiv zu einer oft zitierten Figuration, die zwischen 1765 und 1780 in zahlreichen Stichen wiedererstand.

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Die schwermütig-gebrochene Sehnsucht nach Arkadien wurde später oftmals in antiken Ruinendarstellungen symbolisiert. Das ursprünglich poetisch-literarische arkadische Motiv wird immer mehr sinnlich wahrnehmbar und wird immer mehr "verdinglicht".

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